Der 313

Mini, Käfer & Co.: Lang ist die Liste der Automodelle, die das Herz der Menschen erobert haben und der Nachschub an neuen Modellen rollt weiter. Grund genug, sich zum Vergleich einmal einen ganz besonderen Vertreter der Kultautos anzusehen, der exklusiv auf Entenhausens Straßen rollt: Donald Duck's legendärer 313, mit dem die Comic-Ente seit über 65 Jahren unterwegs ist.

Es war Ende der 30er Jahre, als der Disney-Zeichner Al Taliaferro Donald Duck mit einem motorisierten Untersatz ausstattete. Schon das Autokennzeichen, das gleich zum Fahrzeugnamen wurde, läßt schicksalhafte Vorahnungen zu: Auf dem Nummernschild prangt unübersehbar die Zahl 313, die für 3 x 13 (= 3 x Unglück) steht. Bereits bei der ersten Ausfahrt erweist sich der "Sportwagen" als äußerst eigenwillig. Der Zustand des Wagens ist bestenfalls mit schrottreif zu umschreiben, was oft genug zu unfreiwilligen Unterbrechungen der Reise führt. Ärger mit lieben Zeitgenossen wie Onkel Dagobert oder Daisy Duck ist dabei stets vorprogrammiert.

Von Zeit zu Zeit machen sich die Disney-Zeichner einen Spaß daraus, den tatsächlichen Zustand des 313 schon äußerlich als ziemlich katastrophal darzustellen. Verbeulte Kotflügel sind da mit Pflastern verklebt, die Scheinwerfer hängen traurig nach unten und aus allen Ritzen raucht und qualmt es. Kein Wunder, daß Donalds Mitmenschen für seinen Wagen bestenfalls ein mitleidiges Lächeln übrig haben. Als die Ente in einer 1974 von Carl Barks gezeichneten Story seinen 313 in Zahlung geben will, kommen die eher mageren technischen Details gnadenlos zum Vorschein: Motor aus dem Jahr 1920, Ford-Fahrgestell und Räder, die ursprünglich von einem Rasenmäher stammen. Nur gut, daß andere Verkehrsteilnehmer in Entenhausen durch die Signalfarbe Rot rechtzeitig vorgewarnt werden.

Dabei hat der 313 durchaus das Zeug zu Höherem, wenn es die Hand des Zeichners nur will; so etwa, wenn sich Donald in einigen Geschichten zu mitternächtlicher Stunde in den sagenhaften Phantomias verwandelt. Dank der Ingenieurskunst von Daniel Düsentrieb ist dann der sonst so klapprige 313 plötzlich ein Wunderauto, daß sogar einem James Bond gut zu Gesichte stehen könnte. Eine echte Hauptrolle wurde der knuffigen Rostlaube in der Ausgabe Nr. 220 von "Walt Disneys Lustigen Taschenbüchern" zuteil. Dort wird das Geheimnis seiner Herkunft gelüftet: Einst erwarb Donald ihn beim gemeinsamen Jobben mit Daisy als Filmstatisten in Mexiko von einem halbseidenen Händler.

Trotz allen Unglücks - die Leserschaft der Disney-Stories kann sich den 313 aus Entenhausen nicht mehr wegdenken. Bis jetzt hat sich übrigens noch kein echter Automobilhersteller an die Serienproduktion des 313 gewagt. Und das ist eigentlich schade, denn wer hätte nicht als Kind davon geträumt, wie Tick, Trick und Track auf dem gepolsterten Notsitz in der offenen Heckklappe mitzufahren.

Die Chance, eine 313 für Ihr eigenes Nummernschild bei der Zulassungsstelle zu ergattern, ist allerdings gering - eingefleischte Donald-Fans haben die Kombination längst angemeldet.


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